Unconditional Teaching start

Lehrkonzept Kurskonferenz

Katharina Pietsch, 7. Juli 2022

Ich stelle hier mein Lehrkonzept zum Format der Kurskonferenz zur Verfügung – eine Studierendenkonferenz als Seminarabschluss, in der Studierende disziplinspezifisches Denken und Forschen ausprobieren können und in dem ihre Arbeit als Mittel akademischer Kommunikation statt als Bewertungsobjekt wahr- und ernstgenommen wird.

Studierende machen im Studium nur selten die Erfahrung, dass ihre Ideen und die Ergebnisse ihrer Arbeit als Beiträge zur Diskursgemeinschaft ihrer Disziplin wahrgenommen und gewürdigt werden. Obwohl Kommunikation innerhalb der Diskursgemeinschaft zentraler Teil wissenschaftlichen Arbeitens ist, sind Studierende davon ausgeschlossen. Ihre Arbeit wird von anderen üblicherweise nur als Bewertungsobjekt wahrgenommen und behandelt, und das hat Auswirkung auf Sinn, Bedeutung und Motivation bei dem, was Studierende an der Uni tun.

Mit einer Kurskonferenz, die so weit wie möglich wie eine echte akademische Konferenz gestaltet ist, wollte ich einen Kontext kreieren, in dem Studierende disziplinspezifisches Denken und Forschen bewertungsfrei ausprobieren können und in dem ihre Arbeit als Mittel akademischer Kommunikation statt als Bewertungsobjekt wahr- und ernstgenommen wird.

Im Wintersemester 2017/18 habe ich dieses Konzept umgesetzt und (gemeinsam mit Prof. Dr. Ralf Schneider) das Anglistik-Seminar „Deconstructing Love: The Poetics and Politics of a Feeling“ unterrichtet, dessen Abschluss eine Kurskonferenz bildete. Die Kurskonferenz hat genau das geleistet, was ich mir erhofft hatte: Die Studierenden haben die Gelegenheit bekommen, disziplinspezifisches Denken und Forschen zu einem wenig erforschten Thema auszuprobieren und ihre Ideen in einem Kontext zu kommunizieren, in dem diese als Forschungsergebnisse wahrgenommen und wertgeschätzt werden. Es hat sich gelohnt, die Konferenz so ‚echt‘ wie möglich zu gestalten: nicht nur Studierende und Lehrende des Fachs einzuladen, sondern auch Poster und Programmhefte zu drucken, Panel Chairs zu engagieren, eine Keynote Speaker einzuladen, Kaffee und Kekse für die Kaffeepausen zu organisieren und ein Conference Dinner zu veranstalten (im Konferenzraum mit Familienpizzen und Getränken). Das alles hat die Vorträge der Studierenden in einen professionellen Kontext eingebettet, der ihnen geholfen hat, sich selbst professionell zu verhalten und als professionell zu erleben.

Für mich war es bereichernd und motivierend, die Arbeit von Studierenden als Fachkollegin statt als Bewerterin zu erleben. Und für mich ist diese außergewöhnliche Erfahrung ein Beispiel dafür, dass das, was Studierende können, nicht nur etwas mit Kompetenzen zu tun hat, die sie entweder haben oder nicht haben, sondern mindestens ebenso viel mit dem Kontext, in dem das, was sie tun, stattfindet, und der ihrem Arbeiten mehr oder weniger Sinn und Bedeutung gibt. Und sie ist ein Beispiel dafür, dass es sich für Lehrende lohnt, entsprechende Kontexte gezielt herzustellen, die zum Vorschein bringen, was Studierende können, und sich dadurch selbst Erfolgserlebnisse verschaffen.

Ich stelle hier das Lehrkonzept mit vielen Details zum Seminar und zur Konferenz, aber auch zu allgemeinen Hinweisen für ein solches Format bereit, das ich im Zuge der Weiterbildung „Schreiben in der Lehre“ am Zentrum für Lehren und Lernen der Universität Bielefeld verfasst habe:

Lehrkonzept Kurskonferenz (als PDF)

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