Unconditional Teaching start

„Ich möchte mich für die herausragende Betreuung im Studium und die exzellenten Seminare bedanken“

Tyll Zybura, 12. Mai 2022

Wir haben einen wunderbaren Brief von einem unserer ehemaligen Studierenden bekommen, den wir gern teilen möchten.

Wir haben einen wunderbaren Brief von einem unserer ehemaligen Studierenden bekommen, den wir gern teilen möchten. Vielen Dank lieber Tristan, für deine schöne Rückmeldung und dass wir sie hier teilen dürfen! Jessica und ich haben unsere Antwort-Emails ebenfalls unter dem Text als Kommentare eingestellt.


Liebe Jessica, lieber Tyll,

nach dem Ende meines Studiums kam ich leider nie dazu mich persönlich bei euch zu bedanken. Ich möchte mich hier einmal von ganzem Herzen für die herausragende Betreuung im Studium und die exzellenten Seminare bedanken. Zwar war mir schon während des Studiums bewusst, wie wertvoll die Inhalte und Methoden eurer Seminare (an dieser Stelle gilt das Lob natürlich auch Katharina Pietsch) sind, allerdings habe ich diesen Wert erst in seiner vollen Größe schätzen lernen können, nachdem ich mehr Einblicke in die Lehrabläufe anderer Universitäten bekommen habe. Meine Partnerin hat an der Universität zu Köln die gleichen Fächer studiert, aber ein vollkommen anderes Erlebnis von Hierarchien, Lehrinhalt und Lehrmethoden erlebt. Gerade im Austausch mit ihr und einigen anderen Personen, die ich hier in Köln kennengelernt habe, ist mir erst bewusst geworden was für ein Segen eure Seminare für meinen Studienerfolg dargestellt haben. Mit euch hatte ich nie das Gefühl, dass ich nur eine Nummer im System, nur eine weitere Person zum abarbeiten bin, sondern in meinen Fähigkeiten, Schwächen und persönlichen Interessen wahrgenommen, gefördert und gefordert werde. Schaue ich mir diese Unterschiede zu anderen Universitäten genauer an, zweifle ich manchmal, ob ich mein Studium an einer anderen Universität als der in Bielefeld überhaupt hätte beenden können – etwas, was ich nie herausfinden werde, ob dies stimmt und wofür ich sehr dankbar bin. Ich möchte euch beiden speziell für die wunderbaren Seminare und Beratungen danken, für all die spannenden Aufgaben und offenen Gesprächsangebote. Danke.

In der ersten Folge des Podcasts »Unconditional Teaching« hat Jessica davon gesprochen, dass das Ende ihrer Doktor*inarbeit „anticlimactic“ gewesen sei. Ein paar Hände wurden geschüttelt, ein paar Tassen Kaffee getrunken und eine Pause eingelegt. Danach ging es direkt weiter und es fehlte die große Erleichterung und die Verarbeitung der (traumatisierenden) Zeit. Ich kann dieses Gefühl absolut nachvollziehen, da ich mich in einer ähnlichen Situation befand, als ich mein Studium unter der Aufsicht von Jessica als ‚Bachelormutter‘ beendete. Zum einen war das Ende meines Studiums genauso wenig pompös wie Jessica es beschrieben hat. Es war im Endeffekt ‚nur‘ eine Abgabe, die geleistet wurde und danach war erst einmal Stille. Es war vorbei und schon musste man sich Gedanken über den nächsten Schritt machen. Das System Universität/Forschung war gar nicht darauf ausgelegt eine Reflektionsphase für die mentale Gesundheit einzulegen. Zum anderen kam bei mir noch die Pandemie als treibender Faktor für das ‚anticlimactic‘ Ende meines Studiums in Frage. Nur wenige Tage inmitten des ersten Lockdowns habe ich meine BA abgegeben – digital. Es war hauptsächlich absurd, dass ich mein persönliches bisheriges Magnum Opus als PDF in einer Mail verschickte. Ein Klick auf der Maus, das Fenster schloss sich automatisch (was ich auch als schöne Metapher für die nicht vorhandene/geraubte Agency sehe, aber das nur mal so nebenbei). Das Studium war dann vorbei. Und dennoch … nicht wirklich. Als ich dann die Situation von Jessica nun im Podcast hörte, konnte ich direkt nachvollziehen wie sie sich fühlte, auch wenn meine Situation auf einer deutlich kleineren Skala stattfand.

Als Endnote, was so aus einem Anglistik/Germanistik Bachelor wird: Die Pandemie hat mich übrigens (glücklicherweise) von einem Master im direkten Anschluss abgehalten. Ich arbeite aktuell für den Verein 321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V. als Projektkoordinator im Festjahr 2021 JLID. Ein Master wird aktuell geplant und steht eventuell im Herbst 2022 oder 2023 an; ich lasse es auf mich zukommen. Gerade in der Distanz zum Studium merke ich immer mehr wie schön es war. Also noch einmal: Danke und alles Gute, vielleicht läuft man sich noch einmal über den Weg!

Beste Grüße,
Tristan Brelage

Kommentare

Jessica Koch

12. Mai 2022

Lieber Tristan,

vielen lieben Dank für deine Mail und die Einblicke, die du mir und uns da gewährt hast.

Ich habe sehr gern mit dir in Seminaren zusammengearbeitet und finde noch immer, dass deine BA-Arbeit ganz klar zeigt, wie wahnsinnig viel du als Akademiker und auch einfach als Mensch im Studium gewachsen bist. An solchen Wachstumsprozessen von coolen Leuten teilhaben zu dürfen, ist für mich eigentlich das beste an meinem Job.

Es ist super schön zu hören, dass unsere Zusammenarbeit in deinem Studium so einen Unterschied für dich machen konnte und dass Du so wertschätzend auf unseren Unterricht zurückblicken kannst. Für mich machen solche Rückmeldungen einen riesigen Unterschied: Manchmal, wenn es richtig schlimm ist mit den Umständen oder den politischen Aspekten der Arbeit, ist in mir der Wunsch sehr groß zu kündigen und etwas ganz anderes zu machen. Neben meinen tollen Kolleg*innen und Studis ist es solches Feedback, das mich im Job hält und mir Mut macht. Deine Mail kommt zu den anderen langen und kurzen Student Responses in mein Bullet Journal, damit ich mich in schwierigen Zeiten daran erinnern kann that I can make a small difference for some people and that some people make a huge difference for me.

Ich glaube zwar nicht, dass „geteiltes Leid halbes Leid“ ist, aber die Erkenntnis, dass wir alle irgendwie in diesem Bildungssystem durch die gleichen, doofen Schleifen durch müssen (Schreiben von Bewertungsgegenständen, Abgabe, unbefriedigendes Nachspiel) hilft vielleicht Wege zu finden, wie wir das in Zukunft für diejenigen besser machen können, die nach uns studieren oder auch für die, die in Zukunft mit uns arbeiten. Und wenn ich hier einmal salbungsvoll sein darf: Wherever we go, the lessons we learned and our kindness go with us. I am more optimistic about the world because people like you are out there doing their thing with smarts and kindness. 😊

Für deine Arbeit als Projektkoordinator (what an amazing and interesting job!) und alle deine Pläne wünsche ich dir alles Gute und schicke auch deiner Partnerin liebe Grüße und viel Erfolg.

Until we speak again, stay safe and healthy. Ad astra per aspera.

Jessica

Tyll Zybura

12. Mai 2022

Lieber Tristan,

Was für eine wundervolle Email, vielen Dank! :) Dein Feedback ist super bestätigend und wohltuend. Es ist ja leider nicht so, als ob wir besonders viel explizite Unterstützung von der Institution für die Art von Lehre bekommen, die du für dich als so gut erlebt hast, und die du jetzt als starken Kontrast auch zu anderen Unis siehst. Deswegen ist es schön, von unseren Studierenden direkt zu hören, dass wir Dinge richtig machen, nicht nur … anders. Dass du gute Erinnerungen an dein Studium hast, ist unglaublich viel wert und ich bin froh darüber und stolz darauf dazu beigetragen zu haben. Vielen Dank auch an dich für deine Beiträge zu meinen Seminaren!

Ich habe meine eigenen Abschlüsse auch ein bisschen so erlebt – gerade in meiner Masterarbeit hatte ich das Gefühl, wichtige und neue Forschungsarbeit geleistet zu haben, aber das verplätscherte dann so eher als funktionaler Verwaltungsakt: Text rein, Note raus, Zeugnis, Stempel, Kopien einreichen für den Antrag auf die Promotionsstelle, next. Es ist wirklich arg, dass der ganze Prozess der Abgabe und auch des Zeugnisempfangs so unpersönlich ist (da haben andere Fakultäten auch andere, schönere Rituale). Doppelt hart in der Pandemie. Es tut mir sehr leid, dass du diese Erfahrung so machen musstest. Aber dem zum Trotz: Herzlichen Glückwunsch zu deinem Bachelor-Abschluss!

Ganz ehrlich war ich sehr erleichtert, als ich las, dass du nicht direkt einen MA angehängt hast. Ich glaube, aus der Uni rauszukommen ist wichtig und für die meisten Menschen, sagen wir mal, heilsam. Es ist jedenfalls oft besser, sich nach einer Zeit abseits der Uni bewusst wieder dafür zu entscheiden, als den nächsten Abschluss zu machen, weil einem das logisch oder einfacher vorkommt. Deine jetzige Arbeit hört sich super spannend an und ich wünsche dir dafür alles Gute.

Alles Beste wünsche ich dir! :)

Tyll


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